Zu Besuch bei Lokomotion und DB InfraGo: Mit voller Kraft für die Schiene – und für das, was darauf fährt
Die Gespräche mit Lokomotion und der DB InfraGo gestern haben mich nochmal bestätigt: Die Korridorsanierung der Strecke München – Rosenheim darf nicht fünf Monate Vollsperrung bedeuten. Denn auch das modernste Schienensystem nützt nichts, wenn niemand mehr da ist, der darauf fährt.
Die Schienenverbindung über den Brenner ist eine der zentralen Verkehrsadern in Europa. Über diesen Weg fahren beispielsweise in Deutschland produzierte Maschinenteile, Chemie oder Autos nach Italien. Im Gegenzug erreichen uns nicht nur Pasta, Tomatensauce oder Wein, sondern eine Vielzahl an wichtigen Gütern und Rohstoffen. Insgesamt beträgt das jährliche Transportvolumen über die Brenner-Schienen rund 13 Mio. Nettotonnen (Stand 2023). Jeder Güterwagen auf der Schiene bedeutet dabei einen LKW weniger auf der überlasteten Brennerautobahn. Das schont die Umwelt und sorgt für weniger Staus im Urlaubs- und Reiseverkehr.
Das im Münchner Osten ansässige Güterbahn-Unternehmen Lokomotion besorgt dabei nahezu im Alleingang den Schienen-Gütertransport über den Brenner, die DB InfraGo stellt die Schieneninfrastruktur dafür bereit. Beide Unternehmen besuchte ich zu Monatsbeginn.
Problemfall Streckensperrung
Zentrales Thema bei beiden Treffen war mit der sogenannten Korridorsanierung der Strecke zwischen München und Rosenheim ein elementarer Teil der oben beschriebenen Brenner-Verbindung. Die Sanierung ist eine lange überfällige Maßnahme, um die Bahn wieder pünktlicher und zuverlässiger zu machen. Die DB InfraGo plant dafür eine fünfmonatige Komplettsperrung der Strecke, um die Sanierung möglichst zügig umzusetzen.
Diese fünfmonatige Vollsperrung stellt den Güterverkehr jedoch vor große Probleme: Die geplanten Umleitungen würden den Transportweg zwischen Deutschland und Italien mehr als verdoppeln. Damit verlängern sich nicht nur die Lieferzeiten, auch die Transportkosten auf der Schiene explodieren.
Langfristigen Schaden an Wirtschaft und Klima abwenden
Kommt die Vollsperrung, dann wird der Schienen-Gütertransport über den Brenner unrentabel. Die Unternehmen müssten wieder mit dem Straßentransport planen und ihre Logistik dahingehend grundlegend umstellen. Die Schiene wäre damit nicht nur für die Zeit der Sperrung aus dem Brenner-Transportmix genommen, sondern auch langfristig darüber hinaus.
Für Unternehmen wie Lokomotion ist diese Entwicklung existenzbedrohend. Gefährdet sind damit nicht nur 300 Arbeitsplätze, auch tiefgreifendes Know-How im transnationalen europäischen Verkehr zwischen Deutschland, Österreich und Italien droht verloren zu gehen. Diese Lücke kann weder kurz- noch mittelfristig von anderen Unternehmen gefüllt werden. Damit drohen eine noch weitergehende Überlastung der Straßentransportwege, lange Staus für Urlaubsreisende durch Blockabfertigungen am Brenner und ein gigantischer Rückschritt bei unseren Bemühungen um klimafreundlichen Transport.
Für mich ist klar: Eine fünfmonatige Vollsperrung der Strecke München – Rosenheim darf nicht kommen! Dieses Konzept blind von anderen Strecken auf die spezielle Situation im bayerischen Alpenvorland zu übertragen, ist fatal. Stattdessen muss mit Teilsperrungen gearbeitet werden, auch wenn das etwas länger dauert. Denn auch das modernste Schienensystem nützt nichts, wenn niemand mehr da ist, um es zu benutzen.
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