Wer sich mit dem Einsatz von Wasserstoff in der Industrie oder im Verkehr beschäftigt, findet sich früher oder später mit vielen bunten Farben konfrontiert. Grüner, grauer, blauer, türkiser Wasserstoff. Was bedeutet das? Und ist dieser Wasserstoff umweltfreundlich?
Grüner Wasserstoff
Grüner Wasserstoff ist grün! Das klingt jetzt erst einmal banal. Grüner Wasserstoff wird mit Hilfe von 100 % erneuerbar erzeugtem Strom aus Wasser gewonnen. Dieser Vorgang heißt Elektrolyse. Dabei wird Wasser in seine Bestandteile Wasserstoff und Sauerstoff gespalten. Es entstehen keine klimaschädlichen Gase wie CO2. Mittlerweile kann sogar Salzwasser benutzt werden. Das heißt, es werden auch keine wertvollen Süßwasservorkommen angegriffen.
Dieser Wasserstoff ist das, was wir Grüne uns von einem nachhaltigen Energieträger erwarten.
Grauer Wasserstoff
Der Grundstoff für grauen Wasserstoff ist Methan. Dies kann zwar auch aus Biogas gewonnen werden, die Hauptquelle ist jedoch Erdgas. Aus dem Methan wird mit Hilfe von Wasser und Sauerstoff Wasserstoff gewonnen. Dieser Vorgang heißt Dampfreformierung. Als Abfallprodukt entsteht das klimaschädliche CO2. Pro Tonne Wasserstoff werden zehn Tonnen CO2 in die Umwelt entlassen.
Der größte Teil des heute verwendeten Wasserstoffs wird mit dieser Methode erzeugt.
Blauer Wasserstoff
Blauer Wasserstoff ist quasi das Gleiche wie grauer Wasserstoff „in grün“. Zumindest versucht man, den grauen Wasserstoff grün zu machen, indem man das entstehende CO2 einfängt und in unterirdische Speicher pumpt. Dort soll es dann dauerhaft gespeichert werden. Weil es nicht mehr freigesetzt wird, trägt es nicht negativ zur Umweltbilanz dieser Methode bei. Auf dem Papier ist blauer Wasserstoff also CO2-neutral. Doch diese Methode benötigt sehr viel Energie und letztendlich bleibt auch immer die Gefahr, dass das gespeicherte CO2 durch einen Fehler freigesetzt wird.
Türkiser Wasserstoff
Auch türkiser Wasserstoff wird aus Methan und damit überwiegend aus Erdgas gewonnen. Die dabei verwendete Technik heißt Methanpyrolyse. Der Unterschied: Es entsteht kein CO2. Der Kohlenstoff aus dem Methan bleibt vielmehr als Feststoff, als reines Graphit zurück. Daraus lässt sich Carbonfaser herstellen. Außerdem findet es in Stahl und in Elektroden Verwendung.
Fazit
Außer wirklich grünem Wasserstoff ist keine andere der Farben wirklich klima- und umweltfreundlich. Auch bei türkisem Wasserstoff, der immerhin kein CO2 freisetzt, wird nach Erdgas gebohrt. Statt des ganzen Farbenspiels lässt sich die Wasserstoffproduktion auch einfach in zwei Kategorien teilen: grüner Wasserstoff und fossiler Wasserstoff.
Forderungen
- Für eine klimaneutrale Zukunft darf alleine grüner Wasserstoff eingesetzt werden. Die anderen Farben sind nicht klimafreundlich.
- Die Herstellung von grünem Wasserstoff muss entsprechend gefördert werden.
- Hersteller*innen von grünem Wasserstoff sollen Öko-Strom günstig zukaufen können.
- Der Ausbau der erneuerbaren Energien muss viel stärker als bisher geplant vorangetrieben werden, damit genug Öko-Strom für grünen Wasserstoff zur Verfügung steht. Mehr dazu…
- Es muss sichergestellt werden, dass auch aus dem Ausland zugekaufter Wasserstoff grün produziert wurde.
- Unternehmen, die früh in diese neue Technologie investieren, sollen finanziell entschädigt werden, wenn sie durch spätere Verbesserungen Nachteile haben. Damit soll ein Anreiz zur Umstellung geschaffen werden.
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